Hans-Werner Monsees referierte vor rund 100 Gästen in den Seelandhallen
Otterndorf. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die von der Schifffahrt stark frequentierte Deutsche Bucht, vor allem auch die Elbmündung und im weiteren Verlauf die denkbar schmale Fahrrinne der Elbe bis Hamburg ein hohes Gefahrenpotenzial aufweisen. Dieser dauerhafte Sachstand ist im Bewusstsein der Menschen hinter den Deichen tief verankert.
„Wir kümmern uns!“ lautet einer der Leitsätze des SPD-Ortsvereins Land Hadeln, für den Vorsitzenden Michael Schlobohm eine Handlungsauftrag per excellence. Im Rahmen der Cuxlandgespräche ist es ihm in Zusammenarbeit mit dem Unterbezirk Cuxhaven gelungen, den Leiter des Havariekommandos, Hans-Werner Monsees, als Referenten zu gewinnen. An der nachfolgenden Gesprächsrunde beteiligten sich Maik Rittershofer vom Kreisverbindungskommando Cuxhaven, Torsten Heitsch, Geschäftsführer der Wasser- und Bodenverbände Otterndorf, Walter Rademacher, Sprecher des Regionalen Bündnisses gegen die Elbvertiefung und Claus Johannßen, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag Cuxhaven.
Seit 2003 80 Schadenslagen bewältigt
„Havariekommando – Maritimes Notfallmanagement auf Nord- und Ostsee“, so der Titel der Neuauflage der Cuxlandgespräche in den Seelandhallen Otterndorf. Hans-Werner Monsees legte detailliert und anschaulich die äußerst komplexe, national und international agierende Behörde mit ihrer vielschichtigen Arbeit vor gut 100 Bürgerinnen und Bürgern dar. Unter dem Gesichtspunkt von Havarien (Katastrophen) Bund- und Länderkompetenzen in sich vereinend, sind ihr viele und vor allem im Ernstfall entscheidende Instrumente an die Hand gegeben. 2003 gegründet, hat das Havariekommando seither 80 Schadenslagen (Katastrophen) bewältigt. Im Einsatz: ein rund um die Uhr erreichbarer und arbeitender 40-köpfiger Mitarbeiterstab, Aufklärungsflugzeuge, Spezialschiffe, wie die Neuwerk (Ölaufnahme), Schlepper. Zudem greift ein engmaschiges Netz, das im Ernstfall aktiviert und vom Havariekommando Cuxhaven aktiviert wird (Beispiel DGzRS, Lotsen, weitere Bergungsschiffe/Schlepper der Nord- und Ostseeanrainer, wie die Niederlande, Dänemark, Norwegen, Schweden. Alljährlich werden um die 100 Übungseinsätze gefahren.
Die logistischen Meisterleistungen des Havariekommandos haben Nord- und Ostsee sowie die dort mündenden Flüsse vor weit reichenden Katastrophen bewahrt, und so wurden die Ausführungen Monsees mit viel Beifall bedacht. Deutlich während der anschließenden Diskussion wurde jedoch auch, dass Havarien (Katastrophen) nicht vorhersehbar sind und folglich kaum verhindert werden können. Deiche erweisen sich als gefährdet, wenn manövrierunfähige Containerriesen bei Sturm „eigene Wege“ gehen oder bei einem Leck geschlagenen Schiff Öl austritt, Deich und Deichvorland verschmutzt wird und deren Säuberung dann die Kräfte vor Ort zu erledigen haben. Eine Regelung, ab welcher Sturmstärke Großschiffe nicht mehr in Küstennähe oder in die Elbe einfahren dürfen, gibt es bisher nicht, jedoch wird nach den Ausführungen Monsees zurzeit daran gearbeitet.
Von einem Veranstaltungsteilnehmer gerügt, dass oft niederländische Schlepper bei Havarien zum Einsatz kommen, hob Monsees hervor, dass dies in Händen der betroffenen Reedereien und nicht des Havariekommandos liegt. Claus Johannßen brachte es auf den Punkt: „Bei einem PKW-Unfall beauftragt doch auch nicht die Polizei den Abschleppdienst. Das ist Privatsache.“