SPD-Fraktion setzt sich für touristische Qualitätsoffensive ein.
Otterndorf. Tourismus wird in der Medemstadt großgeschrieben. Als eine der tragenden Säulen der heimischen Wirtschaft (jährlich um die 500.000 Übernachtungen) gilt es heute mehr denn je, für die Zukunft gewappnet zu sein. Viel diskutiert und zuweilen hoch emotional argumentiert stehen sich zwei Varianten gegenüber: Der ganz große „Wurf“ u.a. mit Häusern und Appartements der Luxusklasse für neue Zielgruppen (Best Ager, Wellness-Paare) und prognostizierten 200.000 weiteren Übernachtungen pro Jahr.
Das hätte einen erheblichen Einschnitt in die bisherige Struktur des Feriengebietes (Wasser- und Landschaftspark / Norderteiler Weg etc.) mit der Schaffung sehr umfangreicher Infrastruktur, die finanziell von der Stadt zu schultern wäre, zur Folge. Oder die bescheidenere Vorgehensweise mit einer Bebauung von familienfreundlichen Ferienhäusern neuen Typs auf dem stadteigenen Areal hinter der Spiel- und Spaßscheune.
Die SPD-Fraktion im Stadtrat Otterndorf hat sich nach dem von ihr initiierten Informations- und Meinungsaustausch mit Bürgerinnen und Bürgern für die „kleine“ Variante entschieden und will dies mit einer touristischen Qualitätsoffensive verbinden. Ihr Slogan: „Nordseebad Otterndorf – Besser ist mehr“. Eckpunkte hat sie benannt und diese in einem Antrag zusammengefasst, der jetzt Stadtdirektor Harald Zahrte vorliegt. Darin wird ausgeführt:
- „Für die Bebauung mit neuen Ferienhäusern erfolgt eine Freigabe der Flächen hinter der Spiel- und Spaßscheune. Weitere Flächen werden nicht zur Verfügung gestellt.
- Es soll angestrebt werden, gestalterische Alternativen zu den bisherigen Ferienhäusern zu finden.
- Die zu erarbeitenden Planungen sind in einer Bürgerversammlung vorzustellen und zu diskutieren.
- Es wird eine Infrastruktur-Qualitätsoffensive „Nordseebad Otterndorf – Besser ist mehr“ mit folgenden Eckpunkten gestartet:
- Die touristische Infrastruktur (u.a. Spielplatz am Badesee, Spiel- und Spaßscheune, Wege, Plätze usw.) des Nordseebades Otterndorf wird ausgebaut bzw. verbessert.
- Mit der Beurteilung der Durchführung einzelner Maßnahmen werden der Tourismusausschuss und der Bau- und Altstadtsanierungsausschuss beauftragt. Die bisherigen Ergebnisse der ermittelten Kosten für Infrastrukturmaßnahmen werden hierbei berücksichtigt.
- Die erforderlichen finanziellen Mittel werden über die Verkaufserlöse der Grundstücke im neuen Ferienhausgebiet bereitgestellt. Sofern weitere Mittel erforderlich sind, gilt es über einen entsprechenden Finanzierungsplan ausreichende Haushaltsansätze zu bilden.“
Das Nordseebad Otterndorf, so heißte es in der Begründung, zeichne sich u.a. durch seine große Familienfreundlichkeit, die Nähe zur Elbe / Nordsee und auch durch seine Badeseen-Landschaft aus, Elemente, die von vielen Besuchern immer wieder hervorgehoben und geschätzt würden. Zudem genieße das umfangreiche touristische Angebot auch bei den Otterndorfer Bürgerinnen und Bürgern großes Ansehen mit intensiver Nutzung. Durch diesen offenen Zugang habe der Tourismus hier einen hohen Stellenwert erlangt, „und das muss unbedingt erhalten bleiben“, so die Positionierung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Malte Hinck.
Doch sei es ohne Zweifel erforderlich, „dass sich das Nordseebad Otterndorf weiterentwickelt, um auch in Zukunft attraktiv für Touristen zu bleiben.“ Das müsse aber naturnah, zudem in Maßen erfolgen. Die von den aktuellen Investoren vorgestellten umfassenden Pläne (inklusive Änderungsvorschläge) „entsprechen nicht diesen Voraussetzungen und spiegeln nicht die Identität des Nordseebades Otterndorf als familienfreundlicher und naturnaher Urlaubsstandort wider“, heißt es in dem SPD-Antrag. Zudem werde die nach den präsentierten Plänen entstehende verkehrliche Situation als bedenklich eingestuft. „Auch in der Bevölkerung“, so der Fraktionsvorsitzende, „gibt es eine breite Ablehnung gegenüber diesen Plänen. Denn ein Großteil der von Urlaubern und Otterndorfern aktuell genutzten Flächen würden dann wegfallen.“
Mit dem vorgelegten Antrag, so der Tenor in der SPD-Fraktion, wird sich das Nordseebad Otterndorf maßvoll weiterentwickeln, wichtige öffentliche Flächen blieben aber erhalten. Neue, zeitgemäße Ferienhäuser könnten entstehen und die Infrastruktur, die zurzeit große Defizite aufweise, entscheidend vorangebracht werden. „Damit kann sich das Nordseebad Otterndorf für die nächsten Jahre zukunftssicher aufstellen.“