Zwei Vollversorger könnten nur ein begrenztes Angebot vorhalten
Otterndorf. Die 2017 gerodete und seitdem brach liegende Fläche „An der Bahn“ (neben dem Drogeriemarkt Roßmann) weckt Begehrlichkeiten und lässt offenkundig Pläne reifen. Führte 2018 bereits das Ergebnis der Überarbeitung des Einzelhandelskonzeptes zu harschen Protesten der CDU/FDP-Mehrheitsgruppe, weil es die westliche Peripherie der Stadt nicht mit einbezogen hatte, so ließ das durchaus den Schluss zu, dass diese nach Aldi und Roßmann eine weitere Ansiedlung des Handels „An der Bahn“ angestrebt, fern der auf Frequentierung hochgradig angewiesenen Innenstadt.
Vor diesem Hintergrund ist, wie bereits vor mehr als einem Jahrzehnt, die Bünting-Gruppe mit ihren Combi-Märkten auf Platz eins bei den Christ- und Freien Demokraten. Und dies, obwohl Otterndorf mit einer Lebensmittelversorgung von 170 Prozent aufwartet (ermittelt im überarbeiteten Einzelhandelsgutachten). Combi-Märkte sind Vollversorger mit ansprechendem Lebensmittelangebot und bieten angesichts ihrer gehobenen Ausstattung durchaus Freude am Einkauf. Das bezeichnete Areal „An der Bahn“ erweist sich in seiner Größe prädestiniert, um neben dem Combi-Markt weitere Anbieter aufzunehmen. Und: Längst liegen entsprechende Entwürfe eines Architekturbüros vor.
Vor dem Hintergrund des Neubaus Aldi-Markt mit erweiterter Angebots- und Verkaufsfläche (1.300 qm) und des geplanten Lidl-Neubaus mit etwa gleicher Erweiterungsfläche bezog nun Bürgermeister Thomas Bullwinkel in der Niederelbe-Zeitung Position. Zitat: „Für mich ist der Mehrwert für Otterndorf entscheidend.“ Den aber wird es nicht geben. Entsteht im Westen zwischen Sophienweg und An der Bahn mit dem beschriebenen Combi-Markt und der offenkundig von der Mehrheitsgruppe im Stadtrat angestrebten Ansiedlung des Dänischen Bettenlagers und Ernstings Family ein neues Einkaufszentrum, dann wird eine Frequentierung der Innenstadt dramatisch zurückgehen. Das Ergebnis: Kein Mehrwert, vielmehr ein Dolchstoß für den Stadtkern und seine noch vorhandenen Einzelhandelsgeschäfte, denen ein Überleben noch schwerer gemacht werden würde.
Ein weiterer Aspekt: Ein zweiter Vollversorger würde das Selektieren der Angebotspalette zur Folge haben. Bietet nach der umfassenden Sanierung und gelungenen Neugestaltung der Edeka-Markt eine Anzahl von nahezu 40.000 verschiedenen Artikeln in breit gefächerten Segmenten, so wird sowohl dieser als auch ein neu angesiedelter Combi-Markt das Angebot letztlich auf Artikel mit hoher Nachfrage reduzieren. Otterndorf würde des Komforts des begehrenswerten Besonderen beraubt.