Kommentar

von Hermann Kleist Es lässt doch erstaunen, mit welcher Wehleidigkeit die sonst so gewitzten, rhetorisch geübten Publizisten, die gebetsmühlenartig die Presse- und Meinungsfreiheit betonen und einfordern (vor allem für Herrn Broder), nun am liebsten die ausgeübte Meinungsfreiheit anders Denkender als irrelevant angesehen wissen möchten.

Auch wenn die Meinungen differieren und öffentlich vorgetragen werden, so hätte gewiss niemand Herrn Broder den Weg in die Seelandhalle oder Elbterrassen versperrt. Eine Person, die immer wieder provoziert, polemisiert und bis zur demokratischen Schmerzgrenze zuspitzt, sollte sich nicht so erschrocken gerieren, wenn sie Widerspruch hervorruft, – das überzeugt nicht. Den Menschen, der vor Kurzem noch freudig von der anwachsenden Zahl seiner Gegner sprach, hatten wir uns anders vorgestellt.