Distriktversammlung mit den Themen Bauen und Flüchtlinge

Veranstaltung des SPD-Distrikts Otterndorf fand große Resonanz Eine Stadt, die viel investiert, eine Flüchtlingsproblematik, die zu lösen ist Otterndorf. Eine Themenwahl, die Interesse weckte: Mehr als 50 Gäste konnte die Vorsitzende des SPD-Distrikts Otterndorf, Birgit Johannßen, in der Stadtscheune begrüßen, denn kommende Bauvorhaben und die Situation der Flüchtlinge im Sommercamp fanden ungeteilte Aufmerksamkeit.

Bürgermeister Claus Johannßen: "Wir haben viel investiert, das zieht nun private Investoren nach sich."
Baugebiet Am Ahornweg II: Noch herrscht rege Bautätigkeit, aber die Grundstücke sind fast allesamt verkauft
Als Sanierungsfall erweist sich die Medembrücke Uferweg – Helgoländer Weg

Zudem gab’s Informationen aus erster Hand – konnte die Vorsitzende die stellvertretende Bauamtsleiterin Maike Schilling  und Stadtdirektor Harald Zahrte als Referenten begrüßen.

Bürgermeister Claus Johannßen stimmte die Besucher mit einem kurzen Rückblick auf abgeschlossene Bautätigkeiten ein, wie den Rückbau der Ortsdurchfahrt, den Bau des Schulzentrums mit soeben fertiggestelltem Busbahnhof, Sanierung der Soletherme und Erweiterung der Saunalandschaft sowie u.a. auch der „Wiedergeburt“ des historischen Gasthausen in de Grund. „Wir haben in den letzten Jahren viel investiert – auch im Bereich des Tourismus.“ Das ziehe nun private Investoren nach sich, was Stadtdirektor Harald Zahrte unterstrich und zugleich betonte: „Wir haben weitere Planungsvorhaben im Rohr.“

Bauvorhaben der Stadt in vier Bereiche gliedernd, ging die stellvertretende Bauamtsleiterin  Maike Schilling auf das gut 125 Jahre alte Grundschulgebäude an der Cuxhavener Straße ein: Zurzeit werde geprüft, ob und wie die Schule zukunftsfähig, d.h. energetisch und den Anforderungen der Inklusion gerecht werdend, umgestaltet werden könne. Erste Ergebnisse kündigte sie noch im Laufe des Jahres an. Die Ergänzung des Stadtdirektors: „Wir haben eine Arbeitsgruppe im Samtgemeinderat eingesetzt, die ergründet, wie wir uns aufstellen wollen.“

Landwirtschaftsparcours und Baumhaushotel

Beim Gewerbe stehe die Ansiedlung des Drogerie-Marktes Roßmann im Mittelpunkt. Hier sei eine Bauleitplanung erforderlich gewesen, weil es sich  bei dem Grundstück (zwischen Bahn und Aldi) um ein eingeschränktes Gewerbegebiet mit Einzelhandel handele. Zudem thematisierte sie die Erweiterung des Lidl-Marktes. Der Investor sei noch dabei, Perspektiven zu entwickeln. Auch eine Verhinderung steht auf dem Plan: Im Gewerbegebiet Raiffeisenstraße (produzierendes Gewerbe) soll das Entstehen von Einzelhandel ausgeschlossen werden.

Unter  Tourismus / Freizeit nannte Maike Schilling das private Bauvorhaben im Bereich der Schleuse. Auf einer Grundfläche von 11.000 qm entstehe dort eine Erlebnisgolf-Anlage sowie ein Landwirtschafts-Parcours. Hier habe es eine frühzeitige Bürgerbeteiligung gegeben.  In Arbeit sei der „Bauleitplan Baumhaus-Hotel“ am Westerwischer Weg.

Unter dem Aspekt Wohnen wies sie auf das Projekt Marktstraße 42 hin. Dort entstehe im rückwärtigen Bereich des Hotels „Weißes Roß“ ein Gebäudekomplex mit Geschosswohnungsbau. Mehrfache Fragen der Gäste nach weiteren Baugebieten beantworteten Bürgermeister und Stadtdirektor positiv. Man befinde sich in der Planung.

Gedanken um den Ausbau  von Großer Ortstraße und Schulstraße machen

Stadtdirektor Zahrte ging auf weitere Bau- bzw. Sanierungsvorhaben und Verbesserungen der touristischen Infrastruktur ein. So stehe der vierte Rückbauabschnitt zwischen Medembrücke und Wesermünder Straße an. „Wir müssen uns Gedanken um den Ausbau der Großen Ortstraße, auch den Ausbau der Schulstraße machen“. Beide Maßnahmen sollen mit den Anliegern beraten werden. Erhebliche Summen seien  zukünftig für die Sanierung von Brücken erforderlich. Und schließlich „müssen wir uns Gedanken um die Alte Feuerwache machen.“ Im Mühlenviertel warte man auf den Neubau des Investors, was den Ausbau der dortigen Straßen verzögere. Entsprechende öffentliche Mittel müssten jedoch in zwei bis drei Jahren abgerufen sein.

Mit Blick auf den Tourismus sprach Zahrte vom Handlungsbedarf beim Nordsee (starker Bewuchs durch Wasserpflanzen), der für Badende frei gehalten werden müsse. „Wir arbeiten an verschiedenen Lösungen.“ Ohne Haushaltsmittel werde das jedoch nicht gehen. Die Stadt sei auch gehalten, die Infrastruktur im Außendeichbereich zu verbessern. Das gelte für die vorhandenen 30 Jahre alten Fußduschen ebenso wie für eine Sicherstellung von Ver- und Entsorgung, denn der dortige Gastronomiebetrieb wolle sich verfestigen. Handlungsbedarf sah Zahrte zudem am Kap Jakob: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir damit umgehen.“

„Uns öffnen, aber auch unsere Kultur hochhalten“

Breiten Raum nahm die sich anschließende Flüchtlingsdebatte rund um das Sommercamp ein. Stadtdirektor und Bürgermeister erklärten übereinstimmend, dass sich das Camp nicht für den Winterbetrieb eignet, auch die vom Land in Auftrag gegebenen Hütten in Leichtbauweise nicht, da diese den stürmischen Winden hinterm Deich ausgesetzt seien. Sobald alle Bewohner registriert und Papiere erhalten hätten, könnten sie in Wohnungen untergebracht werden. Die intensive Suche nach Wohnraum sei eingeleitet, private Angebote lägen vor, sogar Ferienhäuser würden angeboten. Das alles, so Zahrte, müssen wir mit gesundem Menschenverstand organisieren und die Flüchtlinge respektvoll behandeln.“

Nach den Ausführungen von Bürgermeister Johannßen hat der Landkreis eine derzeitige Quote von 1.200 Flüchtlingen aufzunehmen; auf die Samtgemeinde Land Hadeln entfallen 90. „Ich bin überzeugt, dass wir mit den Menschen gut zusammenleben werden. Zum Teil hoch gebildet, hätten diese eine große Integrationsbereitschaft. „Uns öffnen, aber auch unsere Kultur hochhalten“, beschrieb Zahrte die Umgangsrezeptur.  Er sehe die Flüchtlinge nicht als Last, sondern als Chance.