




Begleitet u.a. auch von Bürgermeister Claus Johannßen erschloss der ehrenamtlich arbeitende wissenschaftliche Mitarbeiter und Gästeführer der Gedenkstätte, Wolfgang Tränkner, den Besuchern von der Elbmündung das einstige Lagergeschehen.
Etwa eine halbe Million Gefangene, so die Angaben Tränkners, wurden während des 2. Weltkrieges durch die Einrichtung „geschleust“ oder kamen dort aufgrund der menschenverachtenden Umstände sowie durch Krankheit, vor allem Seuchen, zu Tode. Im Stalag XB, so die offizielle Bezeichnung des Stammlagers Sandbostel, waren zeitgleich bis zu 40.000 Gefangene untergebracht, Baracken, für allenfalls 150 Gefangene konzipiert, dann mit bis zu 400 Menschen belegt. In den letzten Wochen vor Kriegsende war die Einrichtung zudem Ziel der sogenannten Todesmärsche aus den Konzentrationslagern Neuengamme und Bergen-Belsen. Für Kriegsgefangene aus über 55 Nationen wurde das Lager zum bitteren Lebensabschnitt. Etwa 50.000 Internierte, vor allem sowjetische Gefangene, überlebten die dortige Haft nicht.
Anspruch auf Behandlung als ehrenhafte Soldaten verwehrt
Eine umfassende Dokumentation im Empfangsgebäude der heutigen „Stiftung Lager Sandbostel“ vermittelte den Besuchern aus Otterndorf und Umgebung nicht nur die Größe des einstigen Lagers, sondern auch und vor allem detaillierte Angaben zum Lageralltag mit dem Martyrium vieler Gefangener. Während die Insassen westlicher Nationen einer halbwegs hinnehmbaren Behandlung entgegen sehen konnten, hier die Genfer Konvention von 1929 weitgehend eingehalten wurde, galt dies nicht für die bolschewistischen Soldaten. Ihnen wurde jeder Anspruch auf Behandlung als ehrenhafte Soldaten verwehrt. Hunger, Mangelerkrankungen, Epidemien und die Folgen von Bestrafungen waren Ursache für den vieltausendfachen Tod unter ihnen.
Fünf der einstigen Baracken für die Gefangenen aus der Sowjetunion sind auf dem Gelände erhalten. In der „Stube“ einer solchen Behausung, eingerichtet einzig mit 3-stöckigen Gestellen für Schlafplätze und somit dem Original von einst nachempfunden, führte Wolfgang Tränkner vor Augen, unter welchen Umständen die Gefangenen in diesen hölzernen Bauten untergebracht waren. In der Lagerküche schilderte Tränkner sehr anschaulich die „Menüfolgen“ für die Insassen, vor allem aber die Rezeptur des Russenbrotes.
An die 600 Dokumentationen mit den persönlichen Daten einzelner Gefangener sind zurzeit ausgearbeitet und für die Besucher des Lagers Sandbostel zugänglich. Zudem wird nach wie vor am Projekt „Namensziegel“ gearbeitet, dem sich insbesondere Schüler widmen. Nachdem vor 4 Jahren russische Behörden der Stiftung 4.600 Personenkarten ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener zur Verfügung gestellt hatten, wird nun für jeden einzelnen ein Namensziegel mit Geburts- sowie Sterbejahr gebrannt und in Gedenktafeln auf dem Lagerfriedhof eingegliedert.
Den Abschluss in der Gedenkstätte Lager Sandbostel bildete die Übergabe einer Spende des SPD-Ortsvereins Land Hadeln von 200 Euro durch Distriktvorsitzende Birgit Johannßen an den Repräsentanten der Stiftung, Wolfgang Tränkner. Dem anschließenden Besuch des Lagerfriedhofs folge zum Ausklang ein umfassender Gedankenaustausch der Gruppe bei einem Kaffee am Vörder See.