Der Fremde als Chance

SPD-Ortsverein Land Hadeln: Asylsuchende zu Bürgern machen Koordinierungsstelle einrichten und Patensystem aufbauen Otterndorf. Asylsuchende mit Perspektiven zu Bürgern machen: Kreisrat Friedhelm Ottens, zuständiger Dezernent für die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Cuxhaven, sprach von der Notwendigkeit des Umdrehens von Perspektiven für jene, „die hier bleiben können“, und da müsse man über Inklusion reden.

V. l.: Kreisrat F. Ottens, SPD-OV-Vors. P. von Spreckelsen, J. Mohr- mann, W. Schwelnus, beide vom AK "Flücht-lingsbegleitung im Land Hadeln"

„Der Fremde als Chance“. Unter diesem Leitgedanken hatte der SPD-Ortsverein Land Hadeln zu einem Abend mit Informationen aus erster Hand und regem Gedankenaustausch eingeladen. Offenkundig eine Thematik, die viele Menschen in und um Otterndorf bis hin nach Steinau bewegt. Vorsitzender Peter von Spreckelsen zeigte sich hoch zufrieden über eine sehr gut besuchte Veranstaltung  mit informativen und  anregenden bis nachdenkenswerten Diskussionsbeiträgen. „Es geht darum, welche Hilfestellungen wir geben und wie wir bestehende Arbeitskreise unterstützen können“, so von Spreckelsen, der hier insbesondere das Engagement von Dr. Gisela Penteker im Niedersächsischen Flüchtlingsrat und im Netzwerk Migration in Europa hervorhob: „Respekt, was sie in ihrem Arbeitskreis leistet.“

„Wie können wir sie zu Bürgern machen“

Neben Kreisrat Ottens konnte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Julia Mohrmann und Wilfried Schwellnus vom Arbeitskreis „Flüchtlingsbegleitung im Land Hadeln“ für den Abend in der Stadtscheune gewinnen. „Sprache, Mobilität und Koordination sind die Schlüssel zu Integration und Wohlgefühl“, brachte Schwellnus seine Erfahrungswerte in der Flüchtlingsarbeit auf den Punkt. Den Alltag der in und um Otterndorf angekommenen Asylbewerber skizzierend, betonte Julia Mohrmann mit Nachdruck: Wir müssen noch viel mehr soziale Kontaktpunkte schaffen.“

Ottens forderte für diese Menschen gleiche Chancen ein, wie sie alle anderen auch hätten. Und er ging auf die Potenziale der Flüchtlinge ein: Neben ihrer Muttersprache und der Option, nach entsprechenden Deutschkursen  zweisprachig unterwegs zu sein „bringen  sie eine Einstellung mit, vor der ich den Hut ziehe.“ Gleiches gelte auch für deren Flexibilität. „Sie sind ein Gewinn für unsere Gesellschaft.“

Ohne Sprachkenntnisse zum Scheitern verurteilt

Sprachkurse – nach Möglichkeit vom ersten Tag an – seien von elementarer Bedeutung. Für die Umsetzung beinhalte der Kreishaushalt 2015/16 200.000 Euro. Daher wünsche er sich in allen Hauptorten des Cuxlandes Sprachkurse in Zusammenarbeit mit der VHS. Gleichwohl müssten weitere Kapazitäten geschaffen werden, denn ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse seien die Flüchtlinge zum Scheitern verurteilt.

Die vom Kreisrat an diesem Abend wiederholt gestellte Kernfrage lautete: „Wie schaffen wir es in der Gesellschaft, eine Inklusion hinzubekommen.“ Wie dringlich ein Zuzug von Menschen im Cuxland ist, machten Zahlen deutlich. Alljährlich verliert der Landkreis 1000 Bewohner – somit zwei Dörfer in der Größenordnung von Osterbruch. Junge Menschen wandern ebenso ab wie Fachkräfte. Vor diesem Hintergrund, so Ottens,  sei zu befürchten, dass Menschen im Alter den Landkreis verlassen müssten, weil sie angesichts des Fachkräftemangels hier nicht einmal mehr gepflegt werden könnten.

Koordinierungsstelle als Schnittstelle

Im Diskussionsverlauf wurde immer wieder deutlich dass eine Koordinierungsstelle als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Ehrenamt unabdingbar ist. Ausgehend vom „Runden Tisch“, der in Otterndorf seine Arbeit aufgenommen hat, sind diesbezüglich  erste Weichenstellungen zwischen Samtgemeindeverwaltung, DRK Land Hadeln und der evangelischen Kirchengemeinde erfolgt, so dass mit der zeitnahen Einrichtung der Koordinierungsstelle unter dem Dach der Samtgemeindeverwaltung gerechnet werden kann.