


sind klar definiert

„Für eine IGS ist es völlig unerheblich, welche Schulempfehlung Schülerinnen und Schüler haben“, so Wick. Fast 40 Prozent der Schüler im dreigliedrigen System „sind in der falschen Schulform, denn eine Schullaufbahnempfehlung ist eine Momentaufnahme.“ Ein Aufsplitten und Selektieren nach Leistung sei in der IGS nicht nötig, denn „das Kind soll sich entwickeln – wir begleiten und beraten.
Es gebe kein Sitzenbleiben; gemeinsames Lernen stärke die schwächeren Schüler, gute Schüler profitierten vom Kurssystem. Die Schüler hätten nicht ständig das Damoklesschwert über sich, „sie werden mitgenommen, können angstfreier lernen“. Durch praktizierte Gruppen- und Tischgruppenmodelle werde das Sozialverhalten sehr früh angelegt. Hubertus von Wick: „Es gibt kein Kind ohne irgendwelche Fähigkeiten“. In seiner ureigenen Nische komme es in der IGS ganz groß raus. Die IGS sei verpflichtende Ganztagsschule, „es gibt Arbeits- und Übungsstunden. Hausaufgabenzeiten sind im Stundenplan enthalten und finden unter Lehreraufsicht statt.“
In seinem Statement bezeichnete der Leiter des Otterndorfer Gymnasiums, Klaus Schnell, die Diskussion um die IGS als „Spontantheater“. Das dreigliedrige Schulsystem als einzige leistungsstarke Form wertend, pries er dessen besonders hohe Durchlässigkeit. Einzig entscheidend für Bildungsgerechtigkeit „sind die Akteure – die Lehrer“, so Schnell, der der IGS große Defizite zuschrieb. Am Ende seiner Ausführungen wartete er mit einem Seitenhieb auf Grundschullehrer auf: Warum einige Kollegen aus den Grundschulen die IGS-Einführung forderten, hänge womöglich mit deren persönlichen Beförderungsaussichten zusammen, die daraus erwachsen könnten.
Peter Hoppe, Leiter der Johann-Heinrich-Voß-Realschule, unterstellte gar, dass bewusst Unfrieden gesät werde: „Ich kann keinen Grund erkennen, warum man die Otterndorfer Schulen schlecht reden sollte“. Das zog den postwendenden Protest Zahrtes nach sich: „Niemand hat die Otterndorfer Schulen schlechtgeredet.“ Sehr sachlich trug Hauptschulleiter Klaus Erbacher die Charakteristik seiner Schule mit dem Schwerpunkt der Berufsorientierung vor.
Nach gut dreistündiger Diskussion erteilte Bürgermeister Claus Johannßen dann den anwesenden Eltern das Wort. Diese zeigten sich in ihren Beiträgen mehrheitlich für eine IGS aufgeschlossen. Am Ende beeindruckte die Stellungnahme einer Mutter, die sich nach eigenen Worten „über diese Veranstaltung sehr gefreut“ hat, vor allem auch darüber, dass es die Möglichkeit geben kann, Kinder in eine IGS zu schicken, wenn sie denn nach Otterndorf kommt. Für die Standortentwicklung sei das eine gute Sache. Wie immer sich die Eltern und der Landkreis entscheiden würden: „Ich hoffe, dass die Lehrer dahinter stehen und unsere Kinder gut unterrichten – auch in der Umsetzung eines neuen Schulsystems.“