Der Umzug des Wochenmarktes vom angestammten Platz auf dem Großen Specken wurde im Sommer vergangenen Jahres unausweichlich, weil das Areal als Lagerstätte von Baumaterial für den Ausbau des Kirchplatzes benötigt wurde – bis heute. Nach Fertigstellung des Kirchplatzes wird er ein weiteres Jahr Lagerstätte bleiben, denn ab Herbst soll der Gebäudekomplex „In de Grund“ saniert bzw. erneuert werden. Als Ausweichqartiere für den Wochenmarkt boten sich vor dem Standortwechsel der Platz vor der alten Feuerwache, die Marktstraße und der Parkplatz vor dem einstigen Aldi-Markt Sophienweg an. Nach Gesprächen mit den Marktstand-Betreibern mietete die Stadtverwaltung dann den ehemaligen Aldi-Parkplatz an.
„Ich hätte mir seinerzeit eine bessere Auslotung gewünscht“, bezieht Bürgermeister Claus Johannßen Position. Man habe den Wochenmarkt aus der Stadtmitte ziehen lassen. Immerhin mit dem Hinweis an die Marktbetreiber, dass es sich nur um eine Übergangslösung handeln könne, was von deren Seite akzeptiert worden sei. Seit August vergangenen Jahres habe die Stadt nun eine monatliche Miete an den Eigentümer des Platzes zu entrichten, der doppelt so hoch sei wie die Standgebühr der Marktbeschicker. Das dürfe kein Dauerzustand werden, betont der Bürgermeister. Hinzu komme, dass der mit dem Eigentümer geschlossene Vertrag eine Kündigungsfrist von nur 4 Wochen beinhalte. „Wird der ehemalige Aldi-Markt neu vermietet, dann hat sich der Wochenmarkt an der jetzigen Stelle nach 4 Wochen erledigt.“
Diesem nüchternen Sachstand steht seit geraumer Zeit die Forderung der Beibehaltung des Marktes auf dem Platz von vielen Seiten gegenüber, die zum Teil äußerst unsachlich geführt werden. Vor allem gibt es Tendenzen, einen Keil in die Ratsarbeit zu treiben und die SPD-Mehrheitsfraktion an den Pranger zu stellen. Das „heiße Eisen Wochenmarkt“ wurde nun in der letzten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus sowie im Verwaltungsausschuss beraten. Der vorliegende Antrag der CDU-FDP-Gruppe auf Beibehaltung des Wochenmarktes am jetzigen Standort fand nicht das notwendige Quorum.
Der SPD-Antrag, den stark frequentierten Wochenmarkt, wie stets von ihrer Seite betont, wieder in die Stadtmitte zu holen, um durch zusätzliche Belebung den dortigen Einzelhandel zu stützen, wurde mehrheitlich mit folgender Option beschlossen: Stadtdirektor und Bürgermeister werden beauftragt, Gespräche mit den Marktbetreibern zu führen und gemeinsam mit ihnen zukünftige Standortmöglichkeiten auszuloten. Dies wird nun zeitnah in Angriff genommen.
In den Rückbau der B 73 einschließlich Umgestaltung des Kirchplatzes „sind 2,5 Millionen Euro an Steuermitteln geflossen, um Otterndorfs Innenstatt mit dem dortigen Einzelhandel attraktiver zu machen. Diese positiven Effekte müssen jetzt auch mit dem Wochenmarkt genutzt werden“, so Johannßen. Vor diesem Hintergrund schlage er die Verlegung des Wochenmarktes auf den Kirchplatz vor; als naher Parkplatz könne dann der Große Specken genutzt werden.
Zunächst sollen die einzelnen Markstände maßstabgerecht in den Plan des Kirchplatzes eingearbeitet werden, um eine erste Übersicht zu bekommen. Anschließend soll mit den Marktstandbetreibern eine Begehung vorgenommen und dabei Vor- und Nachteile erörtert werden. Sollte der Kirchplatz dieser intensiven Auslotung nicht Stand halten, bleiben die Optionen Marktstraße und der Platz vor der alten Feuerwache. Parkmöglichkeiten sind an allen Standorten in ausreichender Zahl vorhanden, so dass unter diesem Gesichtspunkt Umsatzeinbußen für die Marktstandbetreiber nicht zu befürchten sind.